Niedriglöhne und Tarifdumping
Dringlich ist eine Diskussion über Strategien, mit denen die Überwindung der seit zwei Jahrzehnten währenden Defensive der Gewerkschaften in den Verteilungsauseinandersetzungen möglich wird. Es geht darum, neue Perspektiven qualitativer Tarifpolitik zu eröffnen: Arbeitszeit, Arbeitspolitik, Weiterbildung — eingebettet in eine Politik für ein soziales Europa.
27. März 2020Otto König/Richard Detje: »Solidarische Lösung«? Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie 2020
»Nullrunde« in der Coronakrise
Der Einbruch aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie schneidet tiefer in das ökonomische und soziale Leben als die Finanz- und Wirtschaftskrise vor gut einem Jahrzehnt. Die Produktion in der Automobilindustrie — von Volkswagen, Audi und Porsche über Ford und Opel bis zu Daimler und BMW — wurde flächendeckend stillgelegt.
3. April 2016Richard Detje / Otto König: Acht Beobachtungen und zehn Schlussfolgerungen
Tarifpolitische Erfolge — hinterfragt
2015 war für die abhängig Beschäftigten eines der erfolgreichsten Jahre in der jüngeren deutschen Tarifgeschichte. Es bescherte ein »kräftiges Reallohnplus«[1] und damit Wohlstandsgewinne für die »arbeitnehmerische Mitte«. Der gesellschaftliche Fahrstuhl führte nicht nur für die Besitzer der Penthäuser, sondern auch für die Bewohner des ersten und der darüber liegenden Stockwerke nach oben. Sogar das Souterrain war einbezogen — 2015 war das Jahr eins der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Richard Detje und Otto König hinterfragen die tarifpolitischen Erfolge.
3. Februar 2016Otto König / Richard Detje: Ein überraschender IWF-Befund
Was haben Top-Einkommen mit Gewerkschaften zu tun?
Die Schwächung der Gewerkschaften in der neoliberalen Epoche geht mit einer Zunahme sozialer Ungleichheit einher. Präziser: In den hochentwickelten kapitalistischen Ländern war die Brechung gewerkschaftlichen Widerstands eine Voraussetzung für die Privatisierung öffentlichen Eigentums, die Deregulierung kollektiver Arbeitsmarkt- und Arbeitsregulierung sowie die Schwächung des Sozialstaats.
7. Oktober 2015Otto König / Richard Detje: Zur Lohnentwicklung in Europa in der Großen Krise
Die Zweidrittel-Union
Das »Projekt Europa« ist umkämpfter denn je. Nicht nur, weil sich der Konflikt mit einem neoliberalen, austeritären und entdemokratisierten Europa entscheidend verschärft hat. Hinzu kommt in jüngster Zeit ein Strategiewechsel, bei dem nicht mehr nur um die Richtung des europäischen Integrationsprozesses gekämpft wird, sondern um dessen Rückabwicklung. »Exit« avanciert bei Teilen der Rechten wie der Linken zur politischen Option. Der jüngste Europäische Tarifbericht des WSI[1] bietet Material, sich das umkämpfte Terrain etwas genauer anzuschauen.
13. Juli 2014Otto König / Richard Detje: Verabschiedung des »Gesetzes zur Stärkung der Tarifautonomie«
Mindestlohn: Flickenteppich oder Sozialreform?
Am 11. Juli 2014 hat der Mindestlohn seine letzte parlamentarische Hürde im Bundesrat genommen. Wenige Tage zuvor hatte der Bundestag, fast auf den Tag genau zwölf Jahre nachdem die PDS (heute: LINKE) erstmals einen Antrag zur »Einführung eines existenzsichernden Mindestlohns« ins Parlament eingebracht hatte, eine gesetzliche Lohnuntergrenze von 8,50 Euro beschlossen.[1] Der Mindestlohn gilt grundsätzlich von 2015 an, wird ab 2016 alle zwei Jahre überprüft und sieht für einige Branchen Übergangsfristen bis 2017 vor.
8. März 2014Otto König / Richard Detje: Erfahrungen aus den europäischen Nachbarstaaten
Blockaden im deutschen Mindestlohnregime
Am 1. Januar 2015 startet hierzulande die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns. Mehr als ein Jahrzehnt intensiver Aufklärungs- und Kampagnenarbeit sowie langwierige sozialer Auseinandersetzungen waren dazu erforderlich. Deutschland ist dann das 22. Land in der Europäischen Union, das über einen nationalen Mindestlohn verfügt – die skandinavischen Länder sowie Österreich, Italien und Zypern weisen sektorale Mindestlohnsysteme auf. Ein »Regimewechsel« für die hiesigen Verhältnisse, wie der WSI-Tarif- und Mindestlohnexperte Thorsten Schulten hervorhebt.
1. März 2014Otto König / Richard Detje: Die fiskalischen Wirkungen des gesetzlichen Mindestlohns
Gewinn für das Gemeinwesen
In der Mindestlohndebatte ist viel von Belastungen die Rede. Darunter sind jene gemeint, die auf Betriebe und Unternehmen in Folge höherer Löhne zukommen. Daraus wird die Warnung einer negativen Beschäftigungsentwicklung abgeleitet. Vor allem gering qualifizierte Arbeitsverhältnisse im personalintensiven Dienstleistungssektor – Gastronomie, Zustelldienste, Bereiche des Einzelhandels, des Reinigungs- und Bewachungsgewerbes — wären davon betroffen — sei es über direkte Personaleinsparungen oder über Preisanhebungen, die die Nachfrage schmälern.
25. Februar 2014Richard Detje / Otto König: Auseinandersetzungen um Ausnahmeregelungen
Armut in Arbeit – trotz Mindestlohn
Im Vorfeld der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro zum 1. Januar 2015 beklagen Arbeitgeber bereits massive Kollateralschäden. So in Berlin. Ein halbes Jahr lang hatte die PIN Mail AG, ein privater Postdienstleister, der unter anderem auch die gesamte Behördenpost der Hauptstadt zustellt, die Forderungen der Beschäftigten nach einem Tarifvertrag abgewehrt. Das Grundeinkommen, dass das Unternehmen zahlte, lag bei 7,94 Euro, Prämien waren freiwillige Leistungen, die jederzeit widerrufen werden konnten.
30. Januar 2007Richard Detje
Arbeit durch mehr Ungleichheit?
Widerlegung des Dogmas, dass Verteilungsungerechtigkeit der Preis für den Abbau der Arbeitslosigkeit ist[1]
Einer der zentralen Annahmen der herrschenden Gesellschafts- und Verteilungspolitik besagt, dass die moderne Welt beständig zwischen Skylla und Charybdis segelt. Während es dem Griechen Odysseus in der Sage noch gelang, die gefährliche Meerenge zwischen dem sechsköpfigen Seeungeheuer und den großen Wasserstrudeln zu durchfahren, müssten sich die heutigen Marktakteure entscheiden. Entscheiden sie sich für mehr Verteilungsgerechtigkeit, so gehe dies auf Kosten der Beschäftigung; votieren sie hingegen für ein hohes Beschäftigungsniveau, müssten sie wohl oder übel eine höhere Lohnspreizung in Kauf nehmen. Dieses verteilungs- und gesellschaftspolitische Dogma des Neoliberalismus ist falsch, wie eine neue Studie belegt. Wir fassen ihre Ergebnisse zusammen.
15. Dezember 2006Richard Detje
Die ''Reform'' des Niedriglohnsektors und das Beispiel Mars
Was die Parteien der großen Koalition vor sich her schieben, könnte Armut verhindern
Bundesarbeitsminister Müntefering ist in Verzug. Seit September arbeitet eine Koalitionsarbeitsgruppe an einer "Reform" des Niedriglohnsektors. Mitte Dezember sollten konkrete Vorschläge unterbreitet werden. Die Präsentation wurde auf Februar oder März 2007 vertagt, möglicherweise dauert es noch länger.
12. August 2003Richard Detje / Klaus Dörre / Hans-Jürgen Urban
Brauchen wir eine neue Initiativezur Humanisierung der Arbeit?[*]
10. Februar 2003Richard Detje
Verbetrieblichung und Vermarktlichung
Wandel der Leistungsentlohnung
Der Anteil der Lohneinkommen an der gesellschaftlichen Wertschöpfung ist rückläufig – Indiz dafür, dass sich die Verteilungskämpfe im flexiblen Kapitalismus verschärfen. Aber nicht nur das. Dahinter steht eine »raumgreifende« Umwälzung bislang geltender Entlohnungsgrundsätze: Nicht mehr die Aufwendungen zur physischen, sozialen und kulturellen Reproduktion der Ware Arbeitskraft sind Gegenstand der Verteilungsauseinandersetzungen, sondern der Ertrag der Arbeitsergebnisse auf dem Markt. Richard Detje analysiert diesen Umbau unseres »Lohnregimes«.